Das schlechte Gewissen und die richtige Hundepension

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Veröffentlichung

Nov 8, 2019

Oft hören ich oder meine Kunden immer wieder folgende bzw. ähnliche Sätze:

„Ich würde meinen Hund niemals in einer Hundepension abgeben!“

„Wofür hat man einen Hund, wenn man ihn nicht mit in den Urlaub nimmt?“

„Der arme Hund, der fühlt sich doch abgeschoben.“

„Wenn man sich nicht immer um den Hund kümmern kann, dann sollte man sich keinen zulegen.“

Dazu möchte ich gerne einmal Stellung nehmen, denn man muss sich NICHT dafür entschuldigen, dass man seinen Hund in Betreuung gibt. Ich bin eher gegenteiliger Meinung: Denn wenn Mensch in eine Situation kommt, in der er/sie sich vielleicht einmal (temporär) nicht richtig kümmern kann, dann hat der Hund es nie gelernt, anderweitig betreut zu werden und man steht vor einem großen Problem. Nicht jeder ist in der luxuriösen Situation, dass der Hund an Freunde oder Familie als Übernachtungsort gewöhnt ist.

Es gibt für jeden Hund die richtige Betreuung, man muss sie nur finden!

So kann zum Beispiel nicht jeder Hund in einer gemischten Hundegruppe zurechtzukommen oder der Hund benötigt einen
Menschen 24 h um sich herum, usw.

Jeder Hund ist speziell. Daher muss man evtl. etwas Zeit aufbringen, um die richtige Betreuung für den eigenen Hund zu finden, aber es lohnt sich.

Warum sollte der Mensch sein Leben völlig nach dem Hund ausrichten und evtl. ein Hundeleben lang nicht mehr in den Urlaub fliegen oder nie mehr Skiurlaub machen, keine Städtereise mehr? Die Kinder leben im Ausland und man kann sie nicht besuchen, weil der Hund das nicht verkraftet?

Was ist, wenn man einmal erkrankt?

Ein Krankenhausaufenthalt kann durchaus auch ungeplant auf jeden von uns zukommen, ebenso wie eine anschließende Rehabilitation. Dann muss es vielleicht schnell gehen und der Hund Hals über Kopf untergebracht werden.

Es gibt unendlich viele Gründe für eine Fremdbetreuung.

In Zeiten, in denen wir einen gesetzlichen Anspruch auf Kindergartenplätze haben. Das Betreuungsgeld wurde sogar abwertend „Herdprämie“ genannt, weil es Mütter/Eltern vom Arbeiten abhält und Kinder aus Kindergärten fern. Es ist – zu Recht – völlig normal und anerkannt, dass Kinder in geregeltem Maße in eine Betreuung gegeben werden.
Warum also nicht der Hund?

Eine professionell geführte Hundepension hat den Vorteil, dass dort Menschen arbeiten, die gerne Hunde um sich haben und auch nötiges Fachwissen (Hundeverhalten, Erste Hilfe, etc.) aufweisen. Die verschiedene Situationen schnell erfassen und auch adäquat reagieren können. Die Hundepensionäre wissen aus ihrem Erfahrungsschatz um die Sorgen der Halter und Hunde.

Ich spreche hier vom Großteil meiner Kollegen, auch in unserer Berufssparte gibt es – leider wie überall – schwarze Schafe. Es werden normalerweise immer Probetage angeboten, um zu sehen, wie der Hund mit der neuen Situation zurechtkommt und um ihn auf verschiedene Aufenthalte vorzubereiten. Damit er sich eben nicht abgeschoben fühlt, sondern gerne in die Betreuung geht.

Hier sollte man unbedingt darauf achten, dass die Pension vom Amtstierarzt genehmigt wurde.

Hier ein kleiner Fragenkatalog dazu.

Hat man nun die richtige Betreuung gefunden, so steht einem Urlaub etc. nichts mehr im Wege. Meiner Erfahrung nach profitiert die Beziehung zwischen Mensch und Hund oftmals von der zeitlichen Trennung. Beide Seiten hatten Zeit, dem Alltag zu entfliehen und wieder neue Kräfte zu tanken. Neue Erfahrungen stärken nicht nur den Hund, sondern auch den Menschen. Der Mensch erfährt, dass er seinem Hund etwas zutrauen kann und dieser im Notfall auch „alleine“ zurechtkäme. Passiert nun der Notfall und man muss ins Krankenhaus, so kann man sich auf sich selbst konzentrieren und muss sich nicht auch noch Sorgen um den Hund machen, denn er ist gut aufgehoben.

Meiner persönlichen Erfahrung nach ist es den Hunden egal, wie lange der Aufenthalt dauert, ob 5 Tage oder 5 Wochen. Der Tagesablauf ist natürlich ein anderer als zuhause.

Inwieweit die Hunde ein Zeitgefühl (außerhalb der Tageszeiten) haben, ist noch nicht hinreichend erforscht. Das sie die Fütterungszeiten ziemlich genau kennen, ist allerdings sicher.

Ein schlechtes Gewissen muss also keiner haben, denn man ist ja gut vorbereitet. Ein Großteil unserer Kundschaft plant Urlaube mit und ohne Hund. Mal fährt man an die See in ein Ferienhaus, ein anderes Mal gibt es einen Urlaub in Übersee ohne Hund.

Klar ist es für den Hund am schönsten, wenn er mit der gesamten Familie zuhause ist. Das bedeutet aber nicht, dass Hunde sich nicht auch woanders wohlfühlen können. Denn das können sie. Die allermeisten zumindest.

Auch wir hatten bereits Hunde, die nach dem Probetag nicht in eine Betreuung kommen konnten.

Da fällt mir eine Hündin ein, die eng mit ihrem Frauchen zusammenlebt und auch ins Altenheim mit zur Arbeit geht. Die Hündin ist niemals alleine zuhause und konnte sich bei uns während des Probetags nicht einfinden. Der Stress war einfach zu groß. Aber durch unser Netzwerk haben wir die richtige Betreuung für das Hundemädchen finden können und Frauchen konnte an der Hochzeit der Tochter im fernen Ausland teilnehmen. Wäre wirklich schade gewesen, hätte das nicht geklappt.

Mir fallen aber noch viel mehr Hunde ein, die es regelrecht genießen, mal aus dem Alltag rauszukommen und einfach nur Hund unter Hunden sein zu können. Die einfach nur Urlaub machen. In Hundepensionen ist oft mehr los als zuhause, viel Neues, Spannendes. Die Hunde sind hier mehr beschäftigt als im normalen Alltag, wo sich das Spazierengehen auf wenige Stunden beschränkt, hier stehen sie im Mittelpunkt. Viele Kunden berichten, dass die Beziehung nach dem Aufenthalt intensiver geworden ist, einfach weil die Hunde eigene Erlebnisse hatten und daran gewachsen sind.

Es gibt also sehr wenige Gründe dafür, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn der Hund mal in eine Betreuung geht.

Ich kann nur empfehlen, eine professionelle Hundebetreuung zu suchen, nicht unbedingt den Nachbarn oder die Freundin oder die Oma.
In der Ferienzeit erreichen uns viele Anrufe „ wir benötigen dringend einen Pensionsplatz, denn meine Freundin kann nun doch nicht – der Nachbar fährt jetzt doch selbst in Urlaub“, oder, oder, oder …

Dann können wir kurzfristig meist nicht helfen.

Dieses Weihnachtsfest hatte ich eine völlig aufgelöste Dame am Telefon, die weinend berichtete, dass ihre Freundin sich nun doch dagegen entschieden hatte, ihre beiden Hunde zu nehmen, denn ihr war aufgefallen, dass sie ja selbst zwei Hunde hat und dann mit vier Hunden unterwegs sein würde (eine davon eine 1 Jahr alte Dogge). Die Dame musste den Urlaub sehr kurzfristig absagen, davon betroffen waren der Ehemann, zwei Kinder und die Oma. Vermutlich war auch die langjährige Freundschaft danach Geschichte.

Und ja, eine professionelle Hundebetreuung kostet Geld, denn auch, wenn wir Hunde sehr gerne mögen, so müssen auch wir Rechnungen, Miete, Steuer, Krankenversicherung, … zahlen. Inwieweit Preis/Leistung stimmen, muss jeder Hundehalter selbst beurteilen.

Eine adäquate Betreuung für 8 Euro am Tag kann meiner Meinung nicht gewährleistet werden. Das war ein Angebot, welches mir ein Hundehalter machte, der für 3 Wochen nach Florida fliegen wollte. Mehr könnte er sich nicht leisten, da der Urlaub so teuer sei. Ich habe ihn gebeten mit der Fluggesellschaft über den Flugpreis zu verhandeln oder den Hotelier seines Hotels um Nachlass zu bitten, damit er sich eine Betreuung für den Hund leisten könnte.

Wer sich und seinen Hund gut vorbereitet, der muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn der Hund einmal fremdbetreut wird/werden muss.

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