Das Fehlerwort – oder der Non Reward Marker/Negativmarker,
ich nutze ihn und bin der Meinung, dass er viel zu selten im Hundetraining eingesetzt wird. Ich weiß, dass viele Hundetrainer*innen da anderer Meinung sind, aber ich bin ein Fan davon.
Dabei ist natürlich wichtig zu wissen, wie man das Fehlerwort wirklich nutzt.
Der Hund soll durch das Fehlerwort erfahren, dass das gerade gezeigte Verhalten nicht richtig ausgeführt wurde und er dafür keine Anerkennung erhält. Somit wird die Vorhersehbarkeit für den Hund besser und der Stresspegel bleibt geringer, vorausgesetzt, ich gebe dem Hund direkt darauf die Möglichkeit, sich wieder eine Belohnung zu verdienen und lasse ihn nicht im luftleeren Raum hängen.
Wenn die Belohnung einfach ausbleibt und der Hund keine Information darüber erhält, dass dieses Verhalten nicht belohnungswürdig war, obwohl er diese erwartet, steigt meiner Erfahrung nach der Stress- und Frustpegel viel höher als mit der Information. Denn es kündigt die frustrierende Strafe (Ausbleiben der Belohnung) an. Lasse ich den Non Reward Marker weg, ist der Hund trotzdem frustriert, weiß aber nicht, wie er damit umgehen soll.
Durch das Fehlerwort aber erfährt der Hund, dass er sich bei einem erneuten Durchlauf der Situation die Belohnung erarbeiten darf und bleibt nicht allein mit der Frustration.
Jetzt kann man natürlich argumentieren, das Training war zu schwierig für den Hund, denn ein Grundsatz im Verhaltensaufbau ist, dass dieser dem Hund so kleinschrittig dargeboten wird, dass er fehlerfrei lernen kann. Und dann ist ein Negativmarker auch nicht nötig.
Das ist auch das Ziel meines Trainings und in strukturiert aufgebauten Trainingseinheiten ist das auch der Fall, aber leider kommt mir da der Alltag in die Quere.
Denn Hunde zeigen ihr Verhalten tagtäglich auch außerhalb von gut geplanten Übungseinheiten, wir leben ja nicht im luftleeren Raum. Und wenn ich dann in die Situation komme, wo der Hund ein bereits erlerntes Verhalten nicht richtig ausführt, habe ich die Möglichkeit, es zu ignorieren oder ihm die Information zu geben, dass dies nicht belohnungswürdig war.
Meine Kriterien für das Fehlerwort:
1) Der Hund bekommt es ausschließlich für Verhalten, was er bereits zuvor in einer solchen Situation erfolgreich ausgeführt hat.
2) Der Hund bekommt sofort die Möglichkeit, das erwünschte Verhalten nochmal zu zeigen, dabei unterstützte ich ihn.
3) Das Fehlerwort darf niemals 2x hintereinander gesagt werden, sonst habe ich – und nicht der Hund – die Situation falsch eingeschätzt.
4) Die Ursache für das „Fehlverhalten“ muss erkannt und beseitigt werden.
5) Die Belohnung für das erneut gezeigte Verhalten ist sehr hochwertig.
Ein Beispiel: Der Hund springt beim Öffnen des Kofferraumdeckels sofort raus, obwohl er bereits gelernt hat, dass er auf ein Signal zum Aussteigen warten soll, wenn die Tür sich öffnet. Er kennt das Verhalten in unterschiedlichen Situationen bereits.
Mit einem Non Reward Marker kommt nach dem Rausspringen das „Schade“ und der Hund wird wieder in den Kofferraum geschickt. Hier fasse ich ihn vielleicht an, damit er nicht sofort wieder raushüpft. Nach einem kurzen Moment erhält er für das Abwarten seinen Positivmarker und die Aufforderung, rauszuspringen (die Belohnung) und dazu noch ein beliebtes Leckerchen (zweite Belohnung).
Im Nachgang überlege ich mir, warum der Hund sich nicht zurücknehmen konnte und versuche, die Situation beim nächsten Mal anders zu gestalten. Das Warten im Auto ist eine für mich sehr wichtige Sache, denn es kann durchaus gefährlich werden, wenn der Hund das nicht kann, daher ist das Ignorieren des Verhaltens für mich hier keine Option.